Sommerkino am 31. August in der Franziskanerkirche
Die Offenbarungen von Fatima sind von bleibender Aktualität: Das haben Kardinal Christoph Schönborn und Erzbischof Franz Lackner in einem Videostatement betont, das am Donnerstagabend in der Wiener Franziskanerkirche präsentiert wurde. Der Kern der Botschaft von Fatima sei „Bekehrung und Frieden“. Zwar seien Privatoffenbarungen wie jene von Lourdes oder Fatima „nicht Teil der offiziellen kirchlichen Lehre“, es sei also „niemand verpflichtet, an sie zu glauben", sie würden jedoch zur „Verstärkung, Vertiefung und Verlebendigung des persönlichen Glaubens“ beitragen, so Schönborn in dem Video. Als eine „Botschaft des Friedens, der Umkehr, des Sühnetuns und des Gebetes“ angesichts einer „aus vielen Wunden blutenden Welt“ bezeichnete Erzbischof Lackner die Botschaft von Fatima.
Anlass der Filmvorführung war ein „Sommerkino“ des „Rosenkranz-Sühnekreuzzuges“ (RSK), bei dem unter dem Motto „Die Ereignisse von Fatima und ungeahnte Folgen“ die beiden neu bearbeiteten Kurzfilme „Gottes Ruf in unserer Zeit“ und „Die stille Kraft“ sowie das Videostatement von Schönborn und Lackner gezeigt wurden.
Der Kinoabend war Teil des umfangreichen, sich langsam seinem Ende zuneigenden Jubiläumsjahres „100 Jahre Fatima und 70 Jahre RSK“. Einen Höhepunkt des Jubiläumsjahres wird die traditionelle „Maria Namen-Feier“ darstellen, die am 9. und 10. September wieder tausende Gläubige im Wiener Stephansdom zusammenführen wird. Erwartet wird neben Kardinal Schönborn und Erzbischof Lackner auch der austrobrasilianische Bischof Erwin Kräutler. Endpunkt der Jubiläumsfeiern ist am 14. Dezember ein Gottesdienst in der Wiener Franziskanerkirche.
Fatima und russische Glaubensrenaissance
Einen Zusammenhang zwischen den Offenbarungen von Fatima, die auf Russland im Jahre 1917 Bezug nahmen, und der Renaissance des christlichen Glaubens auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion stellte in einem Vortrag im Anschluss an die Filmvorführungen der Journalist, Ostkirchenexperte und Pressesprecher der Stiftung „Pro Oriente“, Erich Leitenberger, her. Nach den Jahren des verordneten Staatsatheismus erlebe die Russische Föderation und deren benachbarte Länder heute „eine bemerkenswerte Renaissance des Glaubens“ – so sei allein seit dem Ende der Sowjetunion die Zahl der Klöster von 20 auf heute rund 950 gestiegen.
Täglich würden Kirchen in ganz Russland eingeweiht oder neu errichtet. Und wenn man bedenke, dass „Millionen Menschen in die Moskauer Erlöser-Kathedrale gepilgert sind, um dort vor den Reliquien des Heiligen Nikolaus aus Bari zu beten, zu beichten, über das Leben und sein Ziel nachzudenken“, so sei es gläubigen Menschen durchaus „erlaubt, hier Zusammenhänge mit der Botschaft von Fatima zu sehen“, schloss Leitenberger.
In den Botschaften von Fatima hatte die Gottesmutter u.a. gemahnt, Russland werde „seine Irrlehren über die Welt verbreiten“ und die Kirche werde unter Verfolgung leiden. Dennoch habe Russland – das über tausend Jahre als „Garten Mariens“ gegolten habe – an der Hoffnung auf Frieden und Freiheit festgehalten und diese Hoffnung mit der Gottesmutter verbunden, erinnerte Leitenberger etwa an die Tausendjahrfeier der Taufe Russlands 1988.
„Geheimnisse von Fatima“
In Fatima war erstmals am 13. Mai 1917 Maria den Hirtenkindern Francisco Marto, Jacinta Marto und Lucia dos Santos erschienen. Durch Mundpropaganda wurden die Kinder und der Ort berühmt. Während einer weiteren Erscheinung am 13. Juli 1917 sprach Maria erstmals jene Prophezeiungen aus, die als "Geheimnisse von Fatima" bekannt wurden. Laut Seherin Lucia (1907-2005), die als einzige der drei Kinder das Erwachsenenalter erreichte, enthielt der erste Teil die Vorhersage eines weiteren Weltkrieges. Das zweite Geheimnis bestand laut Lucia darin, dass Russland sich nach einer Weihe an das „Unbefleckte Herz Mariens“ bekehren werde. Den dritten Teil der Weissagung schrieb die Ordensfrau 1944 nieder und verfügte, dass der Text nicht vor 1960 veröffentlicht werden dürfe. Erst Johannes Paul II. publizierte das „dritte Geheimnis“ anlässlich der Seligsprechung von Jacinta und Francisco am 13. Mai 2000.
Der Text enthält auch die Vision eines „Bischofs in Weiß“, der von Schüssen getroffen zusammenbricht. Schwester Lucia und Johannes Paul II. sahen darin einen Bezug auf das Papstattentat vom 13. Mai 1981. Nach dem französischen Lourdes ist Fatima der meistbesuchte Marienwallfahrtort in Europa.
Der „Rosenkranz-Sühnekreuzzug um den Frieden der Welt“ wurde am 2. Februar 1947 vom Franziskaner Petrus Pavlicek (1902-1982) in Wien gegründet. Die Gebetsgemeinschaft setzte sich in ihren Anfangsjahren besonders aktiv für die Unabhängigkeit Österreichs ein und zählte 1955 bereits an die 700.000 Mitglieder, ehe ab der Errichtung des „Eisernen Vorhangs“ 1961 die Zahl der Beteiligten auch in anderen Ländern rasch zunahm. Bisher 2,3 Millionen Beitritte aus 132 Ländern verzeichnete die Gemeinschaft, die sich besonders der Förderung der Marienverehrung und des Rosenkranzgebetes für den Frieden verschrieben hat, in den vergangenen sieben Jahrzehnten. Auch heute noch ist die Mitgliederzahl RSK-Angaben zufolge sechsstellig.
Quelle: kathpress