Schiffsprozession der RSK-Gemeinschaft für den Weltfrieden
345 Gläubige aus dem In- und Ausland beteiligten sich an der Fahrt auf der "MS Admiral Tegetthoff" von Wien nach Greifenstein und retour. Zentrum der Schiffswallfahrt, die vom emeritierten Linzer Bischof Ludwig Schwarz geleitet wurde, bildete eine mit Blumen geschmückte "Maria Pocs"-Ikone, die im Wiener Stephansdom verehrt wird.
Bischof Schwarz erklärte bei der Jubiläumsschifffahrt, er sei schon seit dem Gründungsjahr 1947 Mitglied des RSK. In seiner Ansprache berichtete er mit Blick auf heutige Vertreibungen und Flüchtlingsschicksalen von seiner eigenen Biografie. Der spätere Bischof wurde als Fünfjähriger mit seiner Familie infolge der Benes-Dekrete nach Kriegsende 1945 aus dem deutschsprachigen Bruck an der Donau bei Bratislava vertrieben. Nach der zeitweiligen Internierung in einem Lager kam die Familie völlig mittellos als Flüchtlinge nach Wien. "Niemand war glücklich über unsere Ankunft, zumal es auch der Bevölkerung schlecht ging", erinnerte sich der Bischof.
Besondere Bedeutung maß Schwarz dem tiefen Gottesglauben seiner Familie und auch seines Heimatdorfes zu: Ebenso wie schon vor der Vertreibung täglich der Rosenkranz gebetet worden sei, habe das Gebet und die gemeinsame Feier des Glaubens auch nachher die Menschen zusammengeführt und die Gemeinschaft untereinander gestärkt, berichtete der Bischof. Eine ständige Begleitung in seinem Leben sei für ihn zudem der Heilige Johannes Bosco und der von ihm gegründete Salesianerorden gewesen, der ihm nach der Flucht Freizeitangebote sowie Schulbesuch ermöglichte und in den er dann als Jugendlicher eintrat. Auch nach seiner Emeritierung schätze er die salesianische Atmosphäre bei seiner neuen Aufgabe als Seelsorger bei den Don-Bosco-Schwestern in Vöcklabruck sehr, betonte Schwarz.
Der jahrzehntelange geistliche Leiter des RSK, P. Benno Mikocki, sprach bei der Schiffswallfahrt über das Rosenkranzgebet, zu dem die heilige Maria in Fatima explizit aufgerufen habe. Es handle sich dabei "eigentlich um ein Jesusgebet, denn die Gottesmutter möchte uns zu Jesus führen", erklärte der Franziskanerpater. Werde der Rosenkranz mit diesem Augenmerk gebetet, sei es "kein langweiliges Gebet". Als zentrale Botschaften von Fatima nannte P. Benno weiter die Sorge um Menschen, die nicht an Gott glauben oder den Glauben verloren haben, sowie das Gebet um den Weltfrieden. "Die Ereignisse von Fatima fanden 1917 mitten im Weltkrieg statt. Und auch heute ist der Weltfriede in ständiger Bedrohung."
Fatima und auch die anderen großen Marienerscheinungs-Orte seien eine Erinnerung daran, die Marienverehrung nicht zu vergessen, zumal diese "auch in der katholischen Kirche zu wenig beheimatet ist", befand der Ordensmann. Eine Korrektur hielt er auch bei der Assoziation von Fatima vor allem mit der Hölle für nötig. "Maria sprach gleich bei der ersten Erscheinung vom Himmel. Sie zeigte auf, dass dieser den Menschen ganz nahe ist." Der portugiesische wie auch die anderen Erscheinungsorte seien zugleich Aufrufe zur Glaubensvermittlung an die junge Generation, da es stets Kinder waren, zu denen Maria kam. Zur Verdeutlichung rief P. Benno ein mitfahrendes Mädchen im Vorschulalter in die Mitte: "Eines der Seherkinder, Jacinta, war in deinem Alter", sagte der Ordensmann.
Schiffsprozession lange Tradition
Auf die lange Tradition von Musik am Wasser verwies der Direktor der Eisenstädter Dommusik, Thomas Dolezal, einer der federführenden Organisatoren der Schifffahrt. 1712 sei etwa in Prag eine Schiffsprozession zu Ehren des Heiligen Johannes Nepomuk mit von verschiedenen Booten aus gespielten Werken des Komponisten Franz Xaver Brixi veranstaltet worden - woran wenige Jahre später Georg Friedrich Händel mit seiner für König Georg I. geschriebenen "Wassermusik" erfolgreich anknüpfte. Für die rege Verbreitung von Schiffsprozessionen zu Ehren der Gottesmutter zeuge laut Dolezal das im 19. Jahrhundert entstandene Marienlied "Geleite durch die Welle", mit dem auch die Fahrt am Dienstag eröffnet wurde. An etlichen österreichischen Seen - etwa in Kärnten oder im Salzkammergut - lebt der Brauch der Schiffsprozessionen an Marienfeiertagen bis heute weiter.
Dolezal war bei der Schifffahrt gemeinsam mit einem Vokalensemble für die Musikgestaltung zuständig; bereits vor dem Ablegen des Schiffes bei der Wiener Reichsbrücke hatte die Gardemusik des Bundesheeres ein einstündiges Festkonzert gegeben. Den Abschluss der knapp dreistündigen Fahrt bildete ein von der Donauinsel aus gestartetes "Feuerwerk zu Ehren der Muttergottes".
Festreigen geht weiter
Zu den weiteren Höhepunkten im Jubiläumsjahr für den Rosenkranz-Sühnekreuzzug gehören u.a. Festgottesdienste in allen Diözesen, ein umfangreiches Kultur- und ein eigenes Kinderprogramm, Wallfahrten nach Fatima und Mariazell, in der Wiener Franziskanerkirche ein "Sommerkino" (22. Juni) sowie ein ORF/ZDF-Fernsehgottesdienst (8. Oktober) und ein Festmahl für die Armen von Wien (18. November) im Curhaus St. Stephan. Begleitend dazu gibt es eine Reihe von Podiumsdiskussionen.
Besonders feierlich wird die traditionelle "Mariä Namen-Feier" am 9. und 10. September 2017 im Wiener Stephansdom begangen, zu der erneut tausende Gläubige sowie Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof Franz Lackner und Bischof Erwin Kräutler erwartet werden. Endpunkt der Jubiläumsfeiern ist am 14. Dezember ein Gottesdienst in der Wiener Franziskanerkirche mit dem emeritierten Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner.
Quelle: kathpress