"Österreich ist frei!" - Die politische Dimension des RSK
Die Populismus-befeuerten Krisen in der EU und in den USA waren ein Thema bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Doppeljubiläums "100 Jahre Fatima - 70 Jahre Rosenkranz-Sühnekreuzzug (RSK)" am Dienstagabend in Wien. "Ich bete jeden Tag für Trump" - mit dieser Aussage und der damit verbundenen Hoffnung, "dass ein Gesinnungswandel auch beim US-Präsidenten möglich ist", verdeutlichte Franziskanerpater Benno Mikocki die bleibende Aktualität des Rosenkranz-Sühnekreuzzugs, der sich seit 70 Jahren dem Gebet für den Frieden in den Herzen der Menschen und der Welt verschrieben hat. Die Initiative steht in engem Zusammenhang mit dem seit knapp 100 Jahren bestehenden portugiesischen Marienheiligtum Fatima, dessen Jubiläum Papst Franziskus im Mai leiten wird.
Pater Mikocki, langjähriger früherer Leiter des RSK, diskutierte im Alten Rathaus mit Bezirksvorsteher Markus Figl und dem früheren slowakischen Ministerpräsidenten Ján Čarnogurský über die politische Dimension des Rosenkranzgebets. Der Tenor: Die Gebetsgemeinschaft dürfe in ihren Anstrengungen nicht nachlassen. Eines der zentralen Anliegen könnte dabei die Einheit Europas sein. In den 70 Jahren seit Gründung des RSK durch den Franziskaner Petrus Pavlicek (1902-1982) seien insgesamt rund zwei Millionen Menschen zum täglichen Gebet für Friede und Freiheit inspiriert worden, wie Mikocki sagte. Heute gehörten dem "RSK" weltweit hunderttausende Menschen in 132 Ländern an.
"Gefährliche Entwicklung in Ost und West"
Čarnogurský ortete eine gefährliche Entwicklung in Europa. West- und Osteuropa würden sich wieder zunehmend entfremden. Der Kontinent drohe politisch auseinanderzudriften. Eindringlich mahnte der frühere Politiker die Verantwortlichen des RSK, das Gebet fortzusetzen und vor allem auch die Erinnerung an das die Welt verändernde Gebet lebendig zu halten. Čarnogurský zeigte sich überzeugt: "Wir werden den RSK wieder brauchen, mehr denn je."
Auch die Katholiken der Slowakei hätten unter dramatisch schwierigen Bedingungen auf die Kraft des gemeinsamen Gebets vertraut. Diese Kraft wurde etwa am 25. März 1988 (20 Monate vor der "Wende") bei der "Kerzendemonstration für Religionsfreiheit" in Bratislava eindrucksvoll spürbar, erinnerte Čarnogurský. Das Rosenkranzgebet im Einsatz für eine an Menschenwürde und Freiheit orientierte Gesellschaft habe damals eine zentrale Rolle gespielt.
Benno Mikocki erinnerte in seinen Ausführungen u.a. an die bewegte Geschichte des RSK. Vom Beginn an war die Gebetsgemeinschaft in besonderer Weise mit Fatima verbunden, denn Gründer Petrus Pavlicek war in amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1944 in Cherbourg erstmals auf Informationen über die Marienerscheinungen von Fatima gestoßen. Ein Jahr nach Kriegsende konnte Pavlicek in Mariazell für die glückliche Heimkehr aus der Gefangenschaft danken. Dort vernahm er eine innere Stimme, die ihn aufrief, etwas für die Freiheit des in Besatzungszonen geteilten Österreich und für den Frieden in der damals vom beginnenden Kalten Krieg gekennzeichneten Welt zu tun.
Im Laufe eines halben Jahres reifte in Pavlicek der Plan, eine Gebetsgemeinschaft zu gründen. Als er etwa 500 Mitglieder gesammelt hatte, suchte er die kirchliche Zustimmung. Kardinal Theodor Innitzer, damals Wiener Erzbischof, gab sie im November 1947 bereitwillig.
Die Zahl der Mitglieder stieg bis Ende 1950 auf 200.000, zwei Jahre später waren es 340.000 und im Mai 1955 überstieg sie eine halbe Million. Unter den Mitgliedern waren große Namen der Politik der Nachkriegszeit: Leopold Figl, Julius Raab. Jährlich wurden zu "Maria Namen" - um den 12. September - Sühneprozessionen veranstaltet.
Im Hinblick auf den österreichischen Staatsvertrag 1955 sagte der damalige Bundeskanzler Julius Raab: "Wenn nicht so viel gebetet worden wäre, nicht so viele Hände in Österreich sich zum Gebet gefaltet hätten, so hätten wir es wohl nicht geschafft."
Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages im Jahr 1955 weitete sich die Gebetsgemeinschaft auf das Ausland aus. Besondere Bedeutung erhielt sie beispielsweise 1961 im Rahmen der Errichtung der Berliner Mauer - und dann 1988/89 beim Fall des Eisernen Vorhangs.
Markus Figl, Großneffe von Leopold Figl, berichtete über die tiefe Gläubigkeit seines Großonkels. Diese Gläubigkeit habe nicht nur sein politisches Handeln geprägt, sondern habe ihm auch schon davor die Kraft gegeben, die Zeit in den KZs der Nazis zu überleben. Figls legendäre Weihnachtsansprache 1945 an die Österreicher mit seinem Appell "Glaubt an dieses Österreich" sei von einem tief gläubigen Menschen ausgesprochen worden.
Der christliche Glaube müsse auch in der Politik wieder mehr Gewicht bekommen, zeigte sich Markus Figl überzeugt. Mit der zunehmenden Verdrängung des Religiösen ins Private habe er wenig Freude.
Die Statuten des RSK wurden in den vergangen Jahren erneuert und von Kardinal Christoph Schönborn bestätigt. Im Rahmen dieser Erneuerung wurde auch der Name der Gebetsgemeinschaft ergänzt. Er lautet seither "Rosenkranz-Sühnekreuzzug um den Frieden der Welt/RSK-Gebetsgemeinschaft für Kirche und Welt".
Seit 1. Oktober 2014 ist Traude Gallhofer Vorsitzende des neu eingesetzten Vorstandes des "Rosenkranz-Sühnekreuzzuges um den Frieden in der Welt", nachdem dessen jahrzehntelanger Leiter, P. Benno Mikocki, altersbedingt die Hauptverantwortung abgegeben hatte. Kardinal Christoph Schönborn ist statutengemäß als Wiener Ortsbischof für den RSK rechtlich und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner für die spirituelle Begleitung des RSK zuständig.
Quelle: kathpress