"Bei Gott ist nichts unmöglich": RSK feierte Abschluss des Jubiläumsjahres
"Bei Gott ist nichts unmöglich": Zu allen Zeiten haben Menschen in schlimmen, teils ausweglos erscheinenden Zeiten ihre ganze, ihre letzte Hoffnung auf Gott gesetzt. Mal im wohlgeformten Gebet, mal im stummen Schrei haben sie Gott angerufen und um Rettung gebeten. Auch die Geschichte des "Rosenkranz Sühnekreuzzuges" (RSK) kann als eine solche wundersame Geschichte verstanden werden, in der Gott sich gezeigt und als rettender, Frieden stiftender Gott erwiesen hat. Das vergangene Jahr hat der RSK diese wunderbare Geschichte, die 1947 – vor 75 Jahren – mit P. Petrus Pavlicek (1902-1982) begann, in Form eines Jubiläumsjahres gefeiert.
Nun endete das Jubiläumsjahr mit einem Festgottesdienst mit Kardinal Christoph Schönborn in der Wiener Franziskanerkirche. Und mit einem Gebet um den Frieden für die Ukraine. Denn die Mission des RSK als Gebetsgemeinschaft für den Frieden in der Welt ist nicht erfüllt, wenn nicht der Frieden hergestellt und gesichert ist. Das macht den RSK und das Gebet seiner Anhängerinnen und Anhänger bleibend aktuell. So wie vor 75 Jahren um die Freiheit Österreichs gebetet wurde, so dringend müsse heute für den Frieden in der Welt und ganz besonders in der Ukraine gebetet werden, betonte Kardinal Schönborn in seiner Predigt.
Zugleich erinnerte Schönborn an die bewegte Geschichte und den Zauber des Anfangs des RSK. Österreich war nach dem Krieg besetzt und es habe nicht danach ausgesehen, dass sich vor allem die Sowjetunion hätte umstimmen lassen. Und doch wurde Österreich frei. "Sicher kann man nicht sagen, es war nur das Gebet. Aber sicher kann man sagen, es war nicht ohne das Gebet", so Schönborn. Dieses Gottvertrauen von Hunderttausenden von Menschen sei eine unglaubliche Kraft gewesen, "die wir in der Geschichte unseres Landes erleben durften."
"Wir schauen nicht nur in die Vergangenheit"
Wenn es heute eine Aufgabe für den RSK gibt, dann sei es das Gebet um den Frieden in der Welt und in der Ukraine im Besonderen, so der Wiener Erzbischof. Wiewohl sich der RSK im Rosenkranzgebet besonders auch der Muttergottes zuwendet, wolle er doch auch den Hl. Josef in diesem Augenblick hervorheben und allen Betenden ans Herz legen, so Schönborn weiter. Josef stehe exemplarisch dafür, was es bedeutet, zu glauben und zu vertrauen. Josef habe mit Barmherzigkeit auf jene Situation reagiert, dass seine Verlobte Maria ein Kind erwartete, das nicht von ihm war. Hätte er sie bloßgestellt, wäre das für die Unverheiratete in der damaligen Gesellschaft wohl das Todesurteil gewesen, verdeutlichte Schönborn die Dramatik der Situation. Doch Josef habe letztlich Gott und Maria vertraut, "und deshalb ist für mich der hl. Josef – nach Maria – der erste Glaubende an Jesus Christus", so der Kardinal.
"Wir schauen nicht nur in die Vergangenheit, das Jubiläum ist für uns vielmehr ein Auftrag, auch weiterhin treu für den Frieden zu beten und ganz besonders auch für die Ukraine."
(P. Benno Mikocki)
Mit Kardinal Schönborn konzelebrierten P. Oliver Ruggenthaler, der Guardian des Franziskanerklosters in Wien, P. Elizeusz Hrynko und der Geistliche Assistent des RSK, P. Benno Mikocki. Mikocki betonte am Ende des Gottesdienstes: "Wir schauen nicht nur in die Vergangenheit, das Jubiläum ist für uns vielmehr ein Auftrag, auch weiterhin treu für den Frieden zu beten und ganz besonders auch für die Ukraine."
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes lag abermals in den bewährten Händen von "Ars Musica" mit Barbara Böcskör-Titz (Sopran), Johanna Krokovay (Alt), Gernot Heinrich (Tenor) und Huub Claessens (Bass). An der Orgel spielte Ernst Wally. Zur Aufführung kam Joseph Haydns "Nicolai-Messe". Den Abschluss bildete ein Gebet an der Fatima-Statue.
"Nie wieder Krieg"
Frieden und "Nie wieder Krieg" war das Anliegen, das der in Innsbruck geborene und in Wien und Böhmen aufgewachsene P. Petrus Pavlicek (1902-1982) mit dem Rosenkranz-Sühnekreuzzug verband. Der 1941 geweihte, davor verheiratete und spätberufene Ordenspriester erlebte die Schrecken des Weltkriegs hautnah mit: 1942 wurde er wegen Wehrdienstverweigerung von der Gestapo verhaftet und vor ein Kriegsgericht gestellt, von diesem jedoch freigesprochen. Pavlicek musste als Sanitäter an der Westfront dienen und geriet 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. In Cherbourg wirkte er bis zum Kriegsende als Lagerpfarrer und erfuhr dabei zum ersten Mal von den Marienerscheinungen in Fatima.
Am 2. Februar 1946 pilgerte er als Dank für die glückliche Heimkehr vom Zweiten Weltkrieg in den Marienwallfahrtsort Mariazell. Dort hatte Pavlicek eine an die Botschaft von Fatima erinnernde Eingebung, ein Jahr darauf gründete er den "Rosenkranz-Sühnekreuzzug um den Frieden in der Welt". Monatliche Andachten für den Frieden folgten ab September 1948 in der Wiener Franziskanerkirche - heute die letzte Ruhestätte Pavliceks. Ab 1950 organisierte der RSK-Gründer im September die jährliche Maria-Namen-Prozession über die Wiener Ringstraße. Größtes Gebetsanliegen damals, dem Zehntausende und die Regierungsspitze folgten, war die Freiheit Österreichs, die mit dem Staatsvertrag 1955 Wirklichkeit wurde. Die Gebetsgemeinschaft leitete der Ordensmann bis zu seinem Tod.
Unter dem Motto "Beten für den Frieden" verband er Millionen Menschen in vielen Ländern der Welt. Heute gehören dem RSK Gläubige in 132 Ländern an. Pavliceks bekanntes Wort "Geeintes Gebet ist eine Macht, die Gottes Barmherzigkeit auf diese Welt herabzieht" wird von Gläubigen angesichts der globalen Situation als Gebot der Stunde empfunden.
Text: Henning Klingen
Fotos: Franz-Josef Rupprecht / Kathbild