Nordkoreas Hauptstadt wird der Gottesmutter geweiht
Die Diözese Pjöngjang in Nordkorea wird Unserer Lieben Frau von Fatima geweiht. Dies kündigte Andrew Kardinal Yeom Soo-jung, Erzbischof der südkoreanischen Hauptstadt Seoul, an. Anlass war eine heilige Messe zum Gedenken an den Beginn des Korea-Krieges vor 70 Jahren. Die Ankündigung fällt in eine Zeit, in der sich die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea erneut verschärfen. Ein konkreter Zeitpunkt für die Weihe ist nicht bekannt.
Yeom Soo-jung erinnerte bei der Gedenkmesse an die rund drei Millionen Toten des Koreakrieges, der am 25. Juni 1950 ausgebrochen ist und offiziell bis heute andauert, da es keinen Friedensvertrag zwischen Nord- und Südkorea gibt. Der Kardinal ging auch auf das Schicksal der Flüchtlinge aus dem kommunistischen Norden, das „Drama der auseinandergerissenen Familien“ und die anhaltende Christenverfolgung in Nordkorea ein. Die Weihe an die Gottesmutter von Fatima solle die Bitte auf Aussöhnung und Frieden zum Ausdruck bringen.
Spannungen nehmen erneut zu
Die Ankündigung ist wohl auch in Zusammenhang mit den jüngsten Konfrontationen auf der koreanischen Halbinsel zu sehen. So hat das nordkoreanische Regimes erneut alle Kommunikationskanäle mit dem Süden gekappt. Am 16. Juni wurde in der Grenzstadt Kaesong das innerkoreanische Verbindungsbüro gesprengt. Es war erst 2018 im Zuge einer vorsichtigen Annäherung errichtet worden. Die erneute Konfrontation schürt einmal mehr die Angst vor einer militärischen Eskalation.
Die südkoreanische Bischofskonferenz hat als geistliche Begleitung für den Friedensprozess eine tägliche heilige Messe für den Frieden initiiert, die seit Dezember vergangenen Jahres bis Ende November gefeiert wird. Auch die Verehrung der Gottesmutter von Fatima ist ein fester Bestandteil beim Gebet um die Aussöhnung der beiden Staaten: Regelmäßig finden an der Grenze zu Nordkorea Marienwallfahrten und Gottesdienste statt, die der deutsche Missionar Prälat Anton Trauner (1922-2017) maßgeblich mitinitiiert hatte.
Nordkorea ist weltweit gefährlichstes Land für Christen
Der südkoreanische Kardinal Yeom Soo-jung ist neben seiner Aufgabe als Erzbischof von Seoul auch als Apostolischer Administrator im nordkoreanischen Hauptstadtbistum Pjöngjang eingesetzt – ein Amt, das jedoch aufgrund der anhaltenden Verfolgung faktisch kaum ausgeübt werden kann. Die Diözese Pjöngjang wurde erst 1962 offiziell errichtet, ihr erster Bischof Francis Hong Yong-ho wurde vom kommunistischen Regime im selben Jahr verschleppt und vom Heiligen Stuhl 2013 für tot erklärt.
Nordkorea gilt „allgemein als das gefährlichste Land der Welt, um Christ zu sein“, stellt die im Oktober 2019 erschienene Dokumentation „Verfolgt und vergessen?“ des weltweiten päpstlichen Hilfswerks „Kirche in Not“ fest. Zeugenaussagen von Flüchtlingen weisen darauf hin, dass viele Christen in Lagern interniert werden.
Dem Bericht von „Kirche in Not“ zufolge könnte es „zwischen 50 000 und 70 000 Christen in diesen Lagern geben“, was etwa der Hälfte der Gefangenen entsprechen würde. „Hinrichtungen, Zwangsarbeit, Folter, Hunger, sexuelle Gewalt und Zwangsabtreibungen“ seien einige der Übergriffe, denen Christen ausgesetzt sind, wenn sie in das engmaschige Überwachungsnetz des nordkoreanischen Regimes geraten.
Quelle: www.kirche-in-not.de