"Das hätte ihm gefallen!"
„Vergiss nicht, der Herr ist auferstanden!“ – mit diesem Gruß versuchte der KZ-Häftling Leopold Figl seine deprimierten Kameraden am ersten Ostermorgen im KZ Dachau (1938) aufzurichten.*
„Österreich ist frei!“ – mit diesem Zitat, gesprochen unmittelbar nach Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrags im Mai 1955, ist Leopold Figl unsterblich geworden.
Leopold Figl war nicht erst als Bundeskanzler und Außenminister einer der Väter der Zweiten Republik, in den Jahren ab 1945 wurde er in diesem Belang jedoch zur politischen Schlüsselfigur.
Fast auf den Tag genau zehn Jahre nach Unterzeichnung des Staatsvertrags, am 9. Mai 1965, einem Sonntag (liturgisch war es der österliche „Sonntag des Guten Hirten“), verstarb der große österreichische Staatsmann. Vergangenen Samstag jährte sich sein Todestag zum 55. Mal. Aus diesem Grund fand ein vom Rosenkranz-Sühnekreuzzug vorbereiteter Gedenkgottesdienst in der Franziskuskapelle der Wiener Franziskanerkirche statt.
Am Gedenkgottesdienst nahmen Anneliese Figl, Tochter des Verstorbenen, teil, sowie dessen Großneffe Markus Figl, Bezirksvorsteher der Inneren Stadt (hier im Bild mit P. Benno).
Aufgrund der gegebenen Situation musste der Gottesdienst hinter verschlossenen Türen gefeiert werden, die Feier wurde jedoch von Radio Maria live übertragen.
Zu Beginn beteten die Anwesenden den glorreichen Rosenkranz. Zwischen dem Rosenkranz und dem Beginn der Eucharistiefeier kam Bezirksvorsteher MMag. Markus Figl zu Wort. "Das hätte ihm sicher gefallen, dass wir für ihn beten!", meinte der Großneffe. Leopold Figl sei ein heimatverbundener Mensch gewesen, "der sehr gerne sehr viele Menschen um sich hatte." Umso bedauernswerter sei, dass wir auf Grund des Corona-Virus diesen Gedenkgottesdienst nur in kleiner Zahl feiern könnten. Auch die Einbindung der Familie sei für den Politiker und Bauernsohn immer bedeutsam gewesen. So sei ein guter Anlass, heute auch seiner Mutter Josefa zu gedenken, deren Todestag sich am 7. Mai zum 65. Mal gejährt hat.
Seine Mutter sei "sehr wichtig" für ihn gewesen, hob Bezirksvorsteher Figl in seiner Rede hervor. Dabei hatte sie es nicht leicht: Als sie mit dem 9. Kind schwanger war, ist ihr Mann verstorben. Sie musste fortan den Hof allein bewirtschaften und sich um die Kinder kümmern. Bei allem habe sie dafür gesorgt, "dass jedes Kind ein gutes Auskommen hat." Sie habe ihren Kindern bäuerliche Werte mitgegeben und sie ermutigt, das zu tun, "was jeder zu erbringen hat für die Gesellschaft."
Abschließend betonte Markus Figl nochmals, wie zentral der Glaube für seinen Großonkel war; auch im KZ habe er sich klar dazu bekannt "im Bewusstsein, was zählt." Wichtig waren ihm zeitlebens der "Zusammenhalt, der religiöse Glaube und der Glaube an Österreich."
Mit diesen Eindrücken feierte die kleine Festgemeinde anschließend die hl. Messe, der P. Benno Mikocki vorstand. Der geistliche Leiter des RSK verwies zu Beginn und auch während der Predigt auf die Bedeutung des gemeinsamen Gebets, auf das auch Leopold Figl großen Wert gelegt habe. Einen Satz aus der Lesung aufgreifend - " Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft" (1 Petr 2,9) - rief der Ordensmann den Gläubigen in Erinnerung, dass Priesterschaft etwas Gemeinsames sei.
"Gemeinsames Gebet hat damals [nach dem Zweiten Weltkrieg] Großes gewirkt, aber wir denken daran, dass die Probleme heute andere sind, aber nicht weniger schlimm."
Drei Bitten nannte P. Benno, die heute drängend seien:
- Dass die Menschen die Zeit der Pandemie verstehen und ihr Verhalten ändern.
- Dass die Pandemie bald ein Ende habe und "wir aufatmen können - in Österreich und in der ganzen Welt".
- Dass es angesichts der wirtschaftlichen Situation und der vielen Arbeitslosen "nicht zu einer Katastrophe kommt".
Mit Blick auf die heutige Gedenkfeier und den Inhalt unseres gemeinsamen Betens führte der Geistliche aus:
- Alle Mitfeiernden könnten mitbeten und mitopfern, im Sinne der gemeinsamen Berufung zur Priesterschaft.
- Das Rosenkranzgebet, "das vieles bewirkt hat" und das zu den Grundpfeilern der Gebetsgemeinschaft gehöre, sei heute nicht weniger wichtig als bei der Gründung des RSK.
- Bei den Hauptgebeten, dem Vater unser und dem Gegrüßet seist du Maria "denken wir nicht nur an uns selber, da nehmen wir andere mit hinein." An vielen Stellen dieser Gebete werde das "uns" betont.
Mit Blick auf Leopold Figl ermutigte P. Benno: "Nicht den Kopf in den Sand stecken! Gemeinsames Gebet kann etwas ändern."
Leopold Figl war von früher Zeit an Mitglied des RSK, dessen „Gebetssturm“ um die Freiheit Österreichs das Zustandekommen des Staatsvertrags zugeschrieben wird. Das weitbekannte Lied „Schutzfrau Österreichs“ geht auf diese Zeit zurück. Ebenso sind die Bilder von marianischen Lichterprozessionen über die Wiener Ringstraße mit hunderttausenden Teilnehmern, allen voran Bundeskanzler Julius Raab und Außenminister Leopold Figl, heute noch gegenwärtig.
Mit "Schutzfrau Österreichs" endete die Messfeier, die musikalisch großteils mit österlichen und marianischen Liedern aus dem Gotteslob gestaltet war.
* Zitat aus einem Beitrag von Helmut Wohnout in der Zeitschrift „Die Furche“ vom 7. Mai 2020
Text: Thomas Dolezal und Susanne Leibrecht