Dr. Regina Willi verstorben
Denen, die in Christus sterben, wird das Leben gewandelt, nicht genommen.
(Präfation für die Verstorbenen)
Gott ist ein Gott der Lebenden, und bei ihm sind alle lebendig. (Lk 20,38)
Veni sancte Spiritus – in fletu solatium – da perenne gaudium (Sequenz zum Pfingstfest)
Nach kurzer, rasch fortschreitender Krankheit ist unsere liebe Kollegin, Frau Universitätsassistentin Dr. Regina Willi, am 8. Juni 2019, dem Samstag vor dem Pfingstfest, heimgegangen.
Regina Willi war sechs Jahre am Fachbereich Theologie der Spirituaität tätig, und es war eine Freude mit ihr zusammenzuarbeiten. Ihre leise, bescheidene, liebenswürdige Präsenz, ihre verlässliche Hilfsbeeitschaft und ihr fachliches Können kam allen zugute, nicht zuletzt den Studierenden, die sie mit der christlichen Spiritualität vertraut machte.
Regina Willis Liebe galt zuerst der Heiligen Schrift. Nach der Pro-motion im Alten Testament über das Buch des Propheten Jeremia (2004) unterrichtete sie mehrere Jahre an der Theologischen Fakultät Lugano, anschließend war sie Professorin für Altes Testament an der Hochschule Heiligenkreuz. Es war ihr ein besonderes Anliegen, Wisenschaft und Spiritualität zu verbinden.
Neben den Psalmen beschäfigte sie sich zuletzt v.a. mit dem Propheten Jeremia: „Was Jeremia trägt, ist seine tiefe Freundschaft mit Gott. Und Gott erweist sich wahrich als treuer Gott, durch alle Dunkelheiten hindurch“, schrieb sie in einem Aufsatz 2018. Die persönliche Verankerung in der Freundschaft mit Christus prägte spürbar auch Regina Willis Lebensstil und ihren Umgang mit ihren Mitmenschen. In den letzten Jahren trat in ihren Forschungen die Gestalt der Gottesmutter in den Vordergrund. Diese umfangreichen Studien, die sie mit ganzer Liebe und unter Aufbieung aller Kräfte vor wenigen Wochen abschloss, in der Hoffnung, sie noch in diesem Jahr als Habilitationsarbeit einzureichen, darf man als Regina Willis Testament bezeichnen.
Dass sie uns so schnell genommen wurde, lässt die Lücke, die sie hinterlässt, umso schmerzlicher spüren. Wir vermissen sie sehr.
Im Glauben wissen wir jedoch: Denen, die in Christus sterben, wird das Leben gewandelt, nicht genommen.
Für den Fachbereich Theologie der Spiritualität und das Institut für Historische Theologie der Universität Wien
Marianne Schlosser
Diesen Text von Amédée von Lausanne (1110‒1159) hat Dr. Regina Willi an Ostern 2019, also wenige Wochen vor ihrem Tod, übersetzt. Wie tröstlich, wenn man in diesem Glauben und mit dieser Zuversicht zum himmlischen Vater heimgehen kann...
Die österliche Freude
Es gibt eine Zeit für die Freude, sagt Salomo, und eine Zeit für die Traurigkeit. Die Traurigkeit ist vorbei, die Zeit der Freude ist gekommen - die wahre Freude, die in der Auferstehung Christi gründet. Er ist wahrhaft erstanden und hat die Seele seiner Mutter wiederaufgerichtet. Sie lag wie in einer engen Grube des Kummers begraben, während der Herr im Grabe lag.
Als er aber auferstanen war, kam ihre Seele zum Leben zurück und wie auseinem Tiefschlaf erwachend, ahnt sie im morgendlichen Licht die Sonne der Gerechtigkeit und die Strahlen des Auferstandenen, sie schaute den Aufgang der sich erhebenden Morgenröte und die zukünftige Auferstehung des Fleisches, die sich zuerst in ihrem Sohn realisiert hat. Sie weidete ihre Augen an dem leuchtenden Leib des Aufrstandenen und ihr Geist erkannte die Herrlichkeit der Gottheit:
Innerlich und äußerlich, hinaustretend und einretend, erfreute sie sich so der Weiden der wahren und ewigen Glückseligkeit. Außer sich vor Glück und sich in ihrer Freude selbst vergessend hing sie mit weitem Herzen dem Vater der Geistwesen an und, fest in Gott verankert, wurde sie ganz zu demjenigen hinübergetragen, dessen unendliche Liebe sie ganz erfüllte.
Amédée von Lausanne (1110‒1159), aus: Huit homélies mariales, Paris 1960, 161
Der RSK hat der Heimgegangenen in einem Requiem dankbar gedacht.
Frau Dr. Willi hat immer wieder auch Artikel für unsere Zeitschrift "Betendes Gottes Volk" geschrieben und Kommentare zu den Psalmen 11 – 40 verfasst, die u.a. in den Gedanken zu den Lesungen zum Sonntag im Jahreskreis hier auf der Homepage gelesen werden können.