Belvedere: Gedenkmesse zum Staatsvertrag
"Der Staatsvertrag war für Österreich ein Geschenk des Himmels." Das betonte Pater Benno Mikocki vom RosenkranzSühnekreuzzug (RSK) bei der Messe am Dienstag im Wiener Belvedere zum 63. Jahrestag der Unterzeichnung des Vertrags, der Österreich die Freiheit brachte.
Der Dank für ein Leben in Freiheit und Frieden gebühre dabei den 500.000 Mitgliedern des RSK, die damals dafür gebetet haben, genau so wie den maßgeblichen Politikern der damaligen Zeit. Namentlich nannte der geistliche Leiter der Gebetsgemeinschaft bei der "Messe für das Vaterland" in der Schlosskapelle Bundeskanzler Julius Raab, Außenminister Leopold Figl und Staatssekretär Bruno Kreisky. Die Feier endete mit dem Segen für Österreich und seine Bewohner, gespendet im historischen Marmorsaal.
Das Gebet für Politiker sei für Christen eine Selbstverständlichkeit, erklärte Pater Mikocki unter Verweis auf die Tageslesung aus dem ersten Timotheusbrief. Christen sollten dabei nicht um ein politisches Wunder, sondern nüchtern um "vernünftige und gute realpolitische Entscheidungen" der Verantwortungsträger beten.
In das Gebet sollten gleichzeitig die vielen meist unbekannten Personen eingeschlossen sein, die sich für den Frieden einsetzen. Dabei dürfe man im Gebet "darauf vertrauen, dass Gott wirkt". Wie dieses Gebet täglich und einfach gehen könne, machte der Franziskanerpater anhand des Vaterunser-Gebets deutlich: So könne man beim Beten nach der Bitte um das "tägliche Brot" einfach ergänzen: "und erhalte uns den Frieden und die Freiheit". Christen könnten aber nicht nur durch das Gebet am Erhalt des Friedens mitwirken. Es müsse ergänzt werden durch "ein Leben in Frömmigkeit und Rechtschaffenheit", wie es in der Tageslesung heißt. Ein Leben in dieser Haltung und getragen vom Gebet "ist unser Beitrag für den Frieden", so der geistliche Leiter des RSK.
An der Feier nahmen u.a. der Bezirksvorsteher der Inneren Stadt und Großneffe des Staatsvertrags-Außenministers, Markus Figl, sowie Verwandte von Bundeskanzler Raab teil. Für die musikalische Gestaltung war der Wiener Kirchenmusiker Thomas Dolezal verantwortlich.
Die Geschichte des 1947 gegründeten RSK ist eng mit dem Gebet für die Freiheit des nach dem Krieg von den Alliierten besetzten Österreich verbunden. Rasch wuchs die Zahl der Betenden rund um Pater Petrus Pavlicek von ursprünglich 500 auf 500.000 im Jahr 1955 an. Nach 81 Sühneandachten und mehreren Lichterprozessionen mit Zehntausenden durch die Wiener Innenstadt erfüllte sich 1955 das Gebetsanliegen um die Wiedererlangung der vollen Freiheit Österreichs.
Im Hinblick auf den österreichischen Staatsvertrag 1955 sagte der damalige Bundeskanzler Julius Raab: "Wenn nicht so viel gebetet worden wäre, nicht so viele Hände in Österreich sich zum Gebet gefaltet hätten, so hätten wir es wohl nicht geschafft." Nach dem Staatsvertrag textierte P. Pavlicek das von ihm verfasste und für den RSK typische Lied um, wo es seitdem in der zweiten Strophe heißt: "Schutzfrau Öst'reichs, o Maria, unser Fleh'n hast du erhört. Freiheit wieder uns gegeben, Frieden Österreich beschert. Denn, o Mutter..." Mit diesem Lied endete auch die Gedenkmesse zum Staatsvertrag im Belvedere.
Quelle: kathpress.at