25 Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein.
Ich reinige euch von aller Unreinheit und von allen euren Götzen. 26 Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres.
Ich beseitige das Herz von Stein aus eurem Fleisch und gebe euch ein Herz von Fleisch. 27 Ich gebe meinen Geist in euer Inneres und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Rechtsentscheide achtet und sie erfüllt. 28Dann werdet ihr in dem Land wohnen, das ich euren Vätern gegeben habe.
Ihr werdet mir Volk sein und ich, ich werde euch Gott sein.
Vor Jahren erregte die erste Herztransplantation durch Dr. Bernard großes Aufsehen. Das lag nicht zuletzt daran, dass wir mit Herz nicht bloß das körperliche Organ meinen, sondern darüber hinaus die innerste Mitte der gesamten Existenz. In diesem Sinn redet schon die Prophetie Ezechiels, die in der Osternacht verlesen wird, von einer „Herzverpflanzung“.
Der Prophet spricht zu seinen Landsleuten in Babel, die unter den Folgen ihrer Sünden leiden. Er verheißt ihnen im Namen Gottes für die Zeit nach ihrer Heimholung, dass JHWH selbst sie von ihrer Schuld und der Versklavung an die selbstverfertigten Götter befreien will. Er wird das tun, was sie aus eigener Kraft nicht vermögen. Ezechiel verwendet dabei das den Lesern vertraute Bild des Regens, dessen reines Wasser den Schmutz beseitigt, der sich auf Straßen und Plätzen angesammelt hat.
Mit diesem Bild verbindet er das eines erneuerten Herzens. Durch die Sünde ist ihr Herz regelrecht versteinert, leiden sie an „Herzenssklerose“ (Herzensverhärtung; vgl. Ps 95,8; Mk 16,14). Diese ist so groß, dass sei einzig durch eine „Operation“ behoben werden kann: Die Auswechslung des versteinerten, Gott und den Mitmenschen gegenüber gefühllos gewordenen Herzens durch ein neues Herz, das wie lebendiges Fleisch empfindlich ist und sogar zu hören vermag (1 Kön 3,9 „ein Herz, das hört“). Dieses neue Herz ist letztlich Gottes Odem (Geist), der die Beschenkten dazu befähigt, die Weisung Gottes zu befolgen, um als von Gott geliebtes Volk ewiges Leben in der Gemeinschaft mit ihm zu erlangen: „Ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein“ (V 28b).
Diese für die Zukunft verheißene „Reinigung“ und „Herztransplantation“ erhoffte in Israel mancher Beter schon für die Gegenwart (Ps 51,12; vgl. auch die Taufe des Johannes). Nach christlicher Auffassung erfolgt sie in einzigartiger Weise in der Taufe mit heiligem Geist (vgl. Mk 1,8) und der damit gegebenen Erneuerung des inneren Menschen (Eph 3,16), die eine wahre Geburt (vgl. Joh 3,5; 1 Petr 1,23) und regelrechte Auferstehung (Kol 2,12f; 3,1) bedeutet. Wer die biblische Bildersprache beachtet, wird davor bewahrt, Jesu Auferstehung und unsere anfanghafte Auferstehung in der Taufe nach Art einer bloßen Wiederbelebung des Leichnams misszuverstehen. Es geht um die jedes menschliche Begreifen übersteigende und nur bildhaft auszusprechende Wahrheit von der Errettung aus der Todesmacht durch den lebenschaffenden Geist Gottes.