33. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B) | 17. November
Gedanken von Regina Willi und Jakob Kremer (1924-2010)
Dan 12,1-3
1 In jener Zeit tritt Michael auf,
der große Engelfürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt.
Dann kommt eine Zeit der Not,
wie noch keine da war, seit es Völker gibt, bis zu jener Zeit.
Doch dein Volk wird in jener Zeit gerettet,
jeder, der im Buch verzeichnet ist.
2 Von denen, die im Land des Staubes schlafen,
werden viele erwachen,
die einen zum ewigen Leben,
die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu.
3 Die Verständigen werden strahlen, wie der Himmel strahlt;
und die Männer, die viele zum rechten Tun geführt haben,
werden immer und ewig wie die Sterne leuchten.
Das Reich Gottes ist ein zentrales und durchgehendes Thema des ganzen Buches Daniel. Dieses Buch wurde in einer Zeit tiefer Krisen geschrieben, welche das Volk Israel wegen der „Zwangshellenisierung“ durchlitt: Verfolgungen mit unzähligen Märtyrern, aber auch die Gefahr des Glaubensabfalls und der Verlust der eigenen religiösen Identität. In diesem Kontext taucht die Frage nach dem Sinn des Leidens vehement auf, vor allem aber fragte das Volk nach der Macht und Gerechtigkeit Gottes. Als Schöpfer der ganzen Erde regiert, leitet und richtet er diese in Gerechtigkeit und Liebe. So bricht die Schöpfung in Jubel aus, wenn der Herr kommt zu seinem Gericht (z. B. Ps 96,11-13). Gericht im alttestamentlichen Sinn meint nicht in erster Linie das Strafgericht, sondern primär den Bedrängten zum Recht verhelfen bzw. den Bedränger zur Rechenschaft ziehen. Gäbe es kein Gericht, gäbe es auch keine Hoffnung für den um sein Recht gebrachten Armen und Ausgebeuteten.
Auffällig ist, dass im ersten Vers der heutigen Lesung (Dan 12,1) davon gesprochen wird, dass das Volk, das Gott erwählt und mit dem er einen Bund geschlossen hatte (= dein Volk), im Endgericht gerettet wird, aber unmittelbar darauf folgt der Zusatz: jeder, der im Buch verzeichnet ist. Damit ist bildlich jeder gemeint, der sich zeit seines Lebens bemüht, nach diesem Bund zu leben, das heißt ein gottesfürchtiges Leben zu führen nach den Geboten Gottes. Der Bund Gottes mit seinem Volk und mit jedem einzelnen von uns in der Taufe ist nicht einfach eine absolute Garantie für das ewige Leben bei Gott, unabhängig davon, wie wir leben. Das Bundesangebot Gottes möchte beantwortet werden durch Gegenliebe, und sei sie noch so bescheiden, jedoch geprägt von einem ständigen und aufrichtigen Bemühen nach Umkehr und einem Leben in Gemeinschaft mit Jesus Christus und nach seinem Evangelium. Dabei dürfen wir immer wieder um den Beistand und den Rat der Gottesmutter Maria bitten, die Jesus sterbend uns zur Mutter gegeben hat (Joh 19,25-27), und um den Schutz des Erzengels Michael (Dan 12,1).
Das Gericht ist nicht der letzte Akt, sondern hingeordnet auf die Vollendung des Reiches Gottes. Gott, der Richter, ist allerdings im Sinne Jesu kein Buchhalter, der Soll und Haben bilanziert, sondern der König, der seine Macht einsetzt, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, und mehr noch der Vater, der seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat (Joh 3,16).
Wir haben bei euch kein unordentliches Leben geführt
8 und bei niemand unser Brot umsonst gegessen;
wir haben uns gemüht und geplagt,
Tag und Nacht haben wir gearbeitet,
um keinem von euch zur Last zu fallen.
9 Nicht als hätten wir keinen Anspruch auf Unterhalt;
wir wollten euch aber ein Beispiel geben,
damit ihr uns nachahmen könnt.
10 Denn als wir bei euch waren,
haben wir euch die Regel eingeprägt:
Wer nicht arbeiten will,
soll auch nicht essen.
11 Wir hören aber,
dass einige von euch ein unordentliches Leben führen
und alles mögliche treiben, nur nicht arbeiten.
12 Wir ermahnen sie und gebieten ihnen im Namen Jesu Christi, des Herrn,
in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen
und ihr selbstverdientes Brot zu essen.
Müssen alle arbeiten?
„Arbeitslosigkeit“ - „Sicherheit der Arbeitsplätze“ - „Grundlohn für alle“ ... Diese Themen bestimmen viele Diskussionen, besonders vor Wahlen. Unsere Lesung scheint auf den ersten Blick eine klare Weisung zu geben. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass sie keine Patentlösung anbietet.
Unser Text steht in einer Anweisung, die eine arbeitsscheue, unordentliche Lebensweise verbietet. Der Anlass ist nicht klar zu erkennen: Erwartung des nahen Weltendes (vgl. 2 Thess 2,2) oder anstößiges Verhalten umherziehender Missionare (vgl. Did 12)?
Der Verfasser des Briefes - wohl ein Schüler des Paulus - begründet seine Forderung mit dem Hinweis auf das Beispiel des Apostels (vgl. 1 Thess 2,9), der selbst gearbeitet hat, um niemand zur Last zu fallen. Er erinnert außerdem an die ihnen von diesem gegebene Anweisung: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ Der Wortlaut scheint keine Ausnahme zu gestatten und Arbeit zur Pflicht aller zu machen.
Werden dadurch Kranke, Behinderte und Invalide zum Verhungern verurteilt? Aus der Sicht der ganzen Bibel kann dies nicht gemeint sein. Paulus kennt sogar ein ihm zustehendes Recht, nicht zu arbeiten (1 Kor 9,6). Wie anderswo wird hier in allgemeiner Diktion auf eine konkrete Situation reagiert: auf Leute in der Gemeinde, die sich vor der Arbeit drücken (vielleicht unter religiösen Vorwänden) und dabei verschiedensten Lastern verfallen.
Die Aufforderung, jeder solle nach seiner Befähigung und Berufung arbeiten, liegt auf der Linie der Hochschätzung menschlicher Arbeit in der Bibel im Unterschied zu deren Verpönung in der griechisch-hellenistischen Umwelt. Spätere Generationen haben diese hohe Bewertung selbst der körperlichen Arbeit übernommen (vgl. die Regel des hl. Benedikt) und dazu beigetragen, durch menschliche Arbeit die Welt zum Besseren zu verändern. (Die durch Missachtung gesetzter Grenzen entstandenen Negativeffekte moderner Technik dürfen davor nicht blind machen.)
Allerdings haben Christen nie die Schlussfolgerung gezogen, nur der Mensch, der selbst arbeite, habe ein Lebensrecht. Jesu eigenes Wirken wie seine Untätigkeit am Kreuz zeigen ja, dass die Welt nicht allein durch Aktivität, sondern auch - vielleicht sogar noch mehr - durch das passive Ertragen von Leiden jeglicher Art zu ihrer Vollendung geführt werden kann.
am Sonntag, 15. Dezember
15:45 Uhr Rosenkranz · 16:30 Uhr Festmesse · Statio am Grab von P. Petrus
Der RSK stellt sich vor
Die Broschüre ist bestens geeignet, um sie all jenen weiter zu geben, die wissen möchten, was der RSK ist. Erhältlich bei: zent@rsk-ma.at, wenn Sie kostenlose Exemplare zum Weitergeben wünschen.
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Was ist der RSK?
Der Rosenkranz-Sühnekreuzzug ist eine 1947 auf den Trümmern des Zweiten Weltkrieges gegründete Gebetsgemeinschaft zum Erhalt des Friedens in der Welt. Gegründet wurde sie von Franziskanerpater Petrus Pavlicek in Wien. Heute gehören dem "RSK" weltweit hunderttausende Menschen in 132 Ländern an. 2022 feierte die Gebetsgemeinschaft ihr 75-jährigesBestehen mit zahlreichen Gottesdiensten und Veranstaltungen.