"Der mit der kräftigen Stimme": P. Benno Mikocki feierte seinen 90. Geburtstag
"Dein Schicksal ist von nun an Gott!" – Wie Recht der Priester Joseph Ernst Mayer behalten sollte, war ihm wohl damals selber nicht klar, als er dem Täufling Martin Otto Maria diesen Satz ins familiäre Gästebuch schrieb. Damals, am 1. Dezember 1932, war der am 18. November geborene Bub gerade einmal 13 Tage alt. 90 Jahre später sollte es gewiss sein: Es war ein Leben, ganz durchdrungen von Gott, das Martin Otto Maria Mikocki – besser bekannt als P. Benno – geführt hat und weiterhin führt.
Vermutet werden darf indes, dass der junge P. Benno bereits damals über jene kräftige Stimme verfügte, die ihn bis heute auszeichnet. Eine kräftige Stimme Gottes nicht nur im übertragenen Sinne, sondern ganz wortwörtlich, wie Franziskaner-Guardian P. Oliver Ruggenthaler bei einem Gottesdienst zu Ehren des Jubilars am 20. November in der Wiener Franziskanerkirche betonte. Eine Stimme, die es in der Welt und in der Kirche brauche – um nicht nur beständig für den Frieden zu beten, sondern laut nach ihm zu rufen.
Hinausgehen und verkünden
Dem Ruf des RSK, seinen Geistlichen Leiter zu feiern, waren hunderte Wegbegleiter, Freunde und Familienangehörige gefolgt. Sie erlebten einen festlichen Gottesdienst und eine stimmungsvolle anschließende Agape im Refektorium des Franziskanerklosters mit einem gewohnt frischen und Freude ausstrahlenden P. Benno.
Diese Frische und Kraft schöpfe der Jubilar zeitlebens aus dem Rosenkranzgebet – und dies nicht als "Ausdruck des ewig Gestrigen", sondern als Ausdruck einer "Verheutigung des Glaubens", führte P. Ruggenthaler in seiner Predigt aus. Schließlich seien die Gesätzchen etwa des trostreichen Rosenkranzes alle zukunftszugewandt und würden die Zusage Gottes in Erinnerung rufen, dass Gott gleichermaßen König und Diener sei. "Aber nicht erst vertröstend irgendwann, sondern schon jetzt und hier", so der Guardian.
Aus dieser Überzeugung erwachse der Auftrag, hinauszugehen und das Evangelium zu verkünden:
"Genau das war P. Benno immer ein Anliegen: nicht warten oder darüber klagen, dass nur mehr wenige kommen, sondern hinausgehen und verkünden. Und du bist viel hinausgegangen, bist viel gereist, hast viele Menschen erreicht und das Gespräch gesucht. Und das zeichnet dich bis heute aus: dass du dich interessierst: für Menschen und deren Anliegen, für die Kirche, für die Theologie."
Am Ende des Gottesdienstes, der musikalisch stimmungsvoll von Martin Evanzin (Orgel) und Tobias Cambensy (Trompete) gestaltet war, wurde eine Urkunde mit Glückwünschen aus dem Vatikan verlesen und an P. Benno überreicht. Darin erteilte Papst Franziskus dem 90-jährigen Ordensmann den Apostolischen Segen und wünschte ihm weiterhin viel Kraft und Gesundheit.
Stimmungsvolle Agape
Mehr als 100 Gäste, Weggefährten und Familienangehörige feierten P. Benno anschließend bei einer Agape im Refektorium des Franziskanerklosters – darunter seine letzte noch lebende Schwester Johanna (86) sowie die Tochter von Leopold Figl, Frau Dipl.Kfm. Anneliese Figl.
"Festmahl für die Armen"
Wichtig war und ist P. Benno, dass den Worten und Gebeten auch Taten folgen. Kein Glaube kommt seiner Überzeugung nach ohne die Erdung in tätiger Liebe aus. Und so lud er am Tag zuvor, 19. November, zu einem "Festmahl für die Armen in Wien". 130 Menschen waren dieser besonderen Einladung in den Stephaniesaal im Wiener Curhaus gefolgt. Dort wurden sie von P. Benno und dem Hausherrn, Dompfarrer Toni Faber, begrüßt. Krönender Abschluss des Festmahls war dann eine siebenstöckige Torte, gestaltet u.a. mit Fotos aus dem Leben P. Bennos.
Die Rührung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als die Torte - liebevoll gestaltet von der Konditorei Kadlec in Sieghartskirchen - in den Raum gefahren wurde und die begeisterten Gäste ihm ein "Happy Birthday" und ein "Viel Glück und viel Segen" sangen. P. Benno dankte anschließend allen, die gekommen waren und den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern.
Biografische Notizen
Geboren wurde P. Benno als eines von fünf Kindern als Martin Otto Maria Mikocki am 18. November 1932 in Wien. Er besuchte das Gymnasium in der Fichtnergasse. 1950 trat er in den Franziskanerorden ein und verbrachte das Noviziat in Maria Lankowitz. An der Katholisch-Theologischen Fakultät studierte er Katholische Theologie. 1956 wurde er zum Priester geweiht und war im Anschluss als Kaplan, Präfekt in einem Ordensseminar und Pfarrer tätig. Ab 1976 war er Assistent des RSK-Gründers P. Petrus Pavlicek und nach dessen Tod 1982 Geistlicher Leiter der Gebetsgemeinschaft. Seit 2014 gehört er zudem dem RSK-Vorstand an.
Tatsächlich sollte also das Schicksal des jungen Martin Otto Maria von Gott bestimmt sein. Ganz so, wie es sein Taufpriester vor fast 90 Jahren vorausgesagt hatte. Auch darin, in seiner Hingabe und seinem wachen Geist – und nicht zuletzt in seiner kräftigen Stimme – bleibt P. Benno auch im hohen Alter noch ein Vorbild im Glauben.
Abschluss des Jubiläumsjahres
Der RSK feiert aktuell sein 75-jähriges Bestehen. Den Abschluss des Jubiläumsjahres bilden im Dezember zwei Gottesdienste: Zum einen am 14. Dezember ein Gottesdienst zum 40. Todestag von RSK-Gründer P. Petrus Pavlicek mit P. Benno Mikocki in der Franziskanerkirche; und schließlich folgt der offizielle Abschluss am 18. Dezember mit einem Festgottesdienst mit Kardinal Christoph Schönborn ebenfalls in der Wiener Franziskanerkirche.
Text & Fotos: Henning Klingen