Unsere Namenspatrone
Ursprünglicher Sinn eines Namens
Alle Namen haben eine ursprüngliche Bedeutung, die jene meinten, die zum ersten Mal einem Kind diesen Namen gegeben haben. Das geschah bei den allermeisten Namen schon vor Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden. Jeder dieser Namen hat einen ursprünglichen Sinn. Er kann ein Wunsch sein, den man dem Kind zusprechen wollte wie zum Beispiel Ludwig (Clodwig), er sei ein ruhmvoller Kämpfer; oder Thekla, das heißt, sie werde durch die Hilfe Gottes eine berühmte Person. Es kann aber auch eine bloße nähere Bezeichnung sein wie zum Beispiel Franz, das heißt, er ist ein Franke; oder Otto, das heißt, er ist ein Begüteter. Diese Grundbedeutungen der Namen kommen also aus den uralten Sprachwurzeln unserer heutigen Sprachen. Im Laufe der Jahrhunderte haben Tausende von Kindern je einen dieser überlieferten Namen erhalten, mit dem es bezeichnet wird.
Heilige als Namensträger
Hat nun einer dieser Namensträger oder eine der Namensträgerinnen sich im Leben besonders ausgezeichnet, dann erzählt man dies auch nach ihrem Tod noch lange weiter. Und diese besondere Tat ist mit diesem Namen verbunden. So sind vor allem jene Namensträger nicht vergessen, die in besonderer Weise fromm gelebt haben. Die Leute haben nach ihrem Tod ihr Leben erzählt. Sie sind an ihre Gräber gegangen, haben dort Blumen hingelegt, haben dort gebetet. Vor allem haben sie sich von diesen Menschen etwas abschauen können. Der oder die war ein wirklicher Christ. Er war in seinem Leben in allem mit Gott verbunden. Er hat ein Leid tapfer ertragen, so dass wir sehen: Dieses Leiden war nicht sinnlos.
Gerade durch dieses Leid ist dieser Mensch reif geworden. Er hat im Leid seinen Blick erweitert, er hat dieses Leid für andere aufgeopfert und ist so den Leiden Christi ähnlich geworden. Dieser Mensch wurde im Leiden Christus ganz ähnlich. Oder bei einem anderen ist es die Hilfsbereitschaft. Er hat geholfen, wo er nur konnte. Oder bei einem anderen haben sich Dinge gezeigt, die ihn zu einem Bild Christi haben werden lassen. Die Leute erzählten sich diese Geschichten, erbauten sich an ihnen und nahmen sich an ihnen ein Beispiel.
Die Hirten der Kirche mussten und müssen natürlich prüfen, ob das, was sich die Leute erzählen, auch wirklich stimmt und ob diese Beispiele auch wirkliche christliche Vorbilder sein können. Und wenn sie dies nach einer strengen Prüfung bestätigt finden, dann wird dieser Mann oder diese Frau von der obersten kirchlichen Autorität, dem Papst, zunächst selig und dann heilig gesprochen.
Das bedeutet: Wir können sicher sein: Dieser Mann oder diese Frau haben ihr Ziel erreicht, er oder sie leben im göttlichen Reich. Sie können uns als Vorbilder dienen. An ihnen sehen wir, wie wir christlich leben können. Aber nicht nur das: Da diese Heiligen bei Gott leben, können sie für uns dort als Fürbitter wirken. Wir denken an einen solchen Heiligen, rufen ihn an und sagen zu ihm oder zu ihr: Hilf mir beim Beten. Trage doch mit mir zusammen meine Anliegen vor den Allerhöchsten. Unterstütze mein Beten. Heilige sind uns also Vorbilder und Fürbitter zugleich. Aber als solche können sie für uns noch mehr sein, nämlich Patrone. Was meinen wir damit?
Fürbitter und Beschützer
Der lateinische Begriff „patronus“ heißt: Schutzherr, Verteidiger, Anwalt. Ein Heiliger oder eine Heilige können wir als Beschützer wählen und sie anrufen, dass sie unsere Fürbitter seien und auch auf uns aufpassen. Dies können wir in dem Sinn verstehen, dass sie uns Wegweiser und Richtpunkte werden, damit wir nicht in die Irre laufen. So wird der Heilige unseres Namens zu unserem Patron.
Änderungen von Namen
Nun können sich Namen im Laufe der Jahrhunderte auch wandeln. Mancher Name wird schon durch den Gebrauch verkürzt oder verwandelt oder verniedlicht. So wurde zum Beispiel aus Johannes „Hans“ oder aus Joseph „Sepp“. Auch noch andere Verwandlungen erfuhren die Namen, wenn sie zum Beispiel übersetzt wurden in eine andere Sprache, dann wurde zum Beispiel aus Ludwig „Louis“ oder aus Katharina „Kitty“ oder „Karin“. Das ist nicht schlimm. Fast alle dieser veränderten oder oft auch neu klingenden Namen gehen auf alte Namen zurück und verweisen damit auf die Heiligen, die diesen Namen trugen. Sie alle können Patrone für einen Menschen werden, ob er nun die ursprüngliche Form des Namens trägt oder eine der veränderten.
Dr. Ludwig Mödl,
em. Prof. für Pastoraltheologie