Hallo Kinder!
Sonntag ist der erste Tag der Woche.
Sonntag ist der Tag der Auferstehung Jesu.
Ein strahlend schöner Sonntagmorgen. Papa hat laut und freudestrahlend verkündet: „Überraschung! Liebe Lisi, du hast heute Geburtstag und da wollen wir ins Burgenland fahren. Was dich dort erwartet, wirst du sehen. Also auf, meine kleine Prinzessin, bald geht’s los!“ Mama umarmt ihre kleine Tochter, dann geht sie lachend hinaus. Felix und Florian, die beiden Brüder, grinsen spitzbübisch. Wahrscheinlich wissen sie schon etwas, was Lisi noch nicht weiß.
Lisi hat sich sehr auf ihren achten Geburtstag gefreut. Dass er heuer auf einen Sonntag fällt, hat sie ganz vergessen. „Ja, aber, Mama – fahren wir jetzt gleich nach dem Frühstück?“, fragt sie zögernd. „Ja, freilich mein Schatz. Zuerst wird gut gefrühstückt, dann – auf und davon!“
Lisis Gesicht wird immer länger. „Papa!“, ruft sie. „Ich muss aber in die Messe gehen. Heute ist Sonntag!“
„Nein, meine kleine Maus, heute sicher nicht. Wir fahren in einer Stunde weg, weil wir einen Termin im Burgenland haben. Wir müssen dort pünktlich ankommen, sonst ist deine Überraschung weg.“ Papa schüttelt den Kopf. „Ich habe nicht gewusst, dass wir eine kleine Heilige haben“, meint er lachend.
„Mama, kannst du mir helfen? Ich möchte um zehn Uhr in die Sonntagsmesse gehen. Ich habe es Jesus versprochen!“, flüstert das Geburtstagskind. „Aber Liiisi, heute, wo Papa endlich einmal Zeit für uns alle hat, heute wirst du halt einmal auf die Messe verzichten. Der liebe Gott weiß schon, dass du einen guten Willen hast. Aber heute geht’s wirklich nicht. Das musst du einsehen.“
Trotzig setzt sich Lisi in einen Winkel. Es gibt Kuchen zum Frühstück. Sie lässt ihn stehen. Kleine Tränen stehen in ihren Augenwinkeln. Die haben alle keine Ahnung, wie schön es ist, bei Jesus in der heiligen Kommunion zu sein. Es ist so eine große Freude – aber niemand weiß das. Sie können das einfach nicht verstehen!! Seit meiner Erstkommunion vor einem Jahr habe ich noch keine Messe versäumt. Jesus, es tut mir leid! Ich komme bald wieder zu dir.
Jetzt steht die ganze Familie um das Mädchen herum, das da am Frühstückstisch sitzt. Beide Brüder reden auf Lisi ein. „He, du bist eine Spielverderberin, wir wissen, es wird sicher cool. Die Eltern gehen halt nicht in die Kirche, die haben überhaupt keine Zeit. Beide sind unter der Woche in der Arbeit und am Sonntag wollen sie länger schlafen.“ Felix reicht ihr die Hand. „Und jetzt steh auf, sei keine Zicke.“ Florian verdreht die Augen. Die Mädchen sind aber so was von kompliziert, denkt er bei sich.
„Aber die Eltern von der Paula sind auch in der Messe. Und in den Zehn Geboten steht: Du sollst den Tag des Herrn heiligen“, murmelt Lisi beleidigt. Papa ist inzwischen zum Frühstückstisch gekommen. „Es gibt aber auch das vierte Gebot, liebe Lisi, und das heißt – wie – Florian?“ „Jaaaa – du sollst Vater und Mutter ehren und ihnen folgen“, sagt Flo und zeigt auf seine Schwester. Lisi ist wirklich traurig, aber sie hat ja auch ihre Eltern und sogar ihre Brüder lieb. „Jesus“, betet sie ganz still bei sich, „nächsten Sonntag komme ich bestimmt. Ich freu mich schon auf dich. Der erste Tag der Woche soll dir gehören!“
Es ist trotzdem ein schöner Tag geworden, ein seltener Tag, an dem die ganze Familie beisammen war – auf einer Draisine*! Am Gleis einer aufgelassenen Bahnstrecke sitzt die ganze Familie in einer kleinen Kutsche. Die beiden Buben sitzen hinten und treten fleißig in die Pedale, wie bei einem Fahrrad. So wird das Wägelchen angetrieben. Vorne sitzen die Eltern und in der Mitte – Lisi, das Geburtstagskind. Sie fahren durch einen Wald, durch Blumenwiesen und Getreidefelder. Es ist bisweilen ganz still, man hört nur das Schnaufen der beiden Brüder.
„Nun, Lisi“, meint Papa aufmunternd, „kann man den lieben Gott nicht auch im Wald anbeten, in seiner herrlichen Natur?“ Mama nickt voller Einverständnis. „Und die Predigt ist eh fad“, ruft Flo dazwischen und lässt seinen Bruder weitertreten. „Das versteht ihr nicht. Der Sonntag ist der Tag, an dem Jesus auferstanden ist! Deswegen gehe ich in die Sonntagsmesse. Eine Stunde in der Woche für ein Wiedersehen mit Gott ist nicht zuviel verlangt“, ruft Lisi trotzig. „Ha, mein Schwesterlein, bist du in den Kaplan verliiiibt?“, japst Felix und lässt nun Florian treten. „Pah, der ist uralt und schon vierzig!“, verteidigt sich Lisi. „Also jetzt Schluss mit der Debatte!“, ruft Mama lachend.
Sie sind bei einer Ausweichstelle angekommen. „Stehen bleiben!“, ruft Papa. Ein Tisch ist da und Bänke für ein Picknick. Mama breitet ein Tischtuch aus und zaubert viele gute Sachen auf den Tisch. Aus einem Versteck holt Florian einen quietschbunten Luftballon, auf dem „Geburtstagskind“ steht und Papa öffnet mit Knall einen rosa Geburtstags-Kindersekt. Alle lassen ihre kleine „heilige“ Lisi hochleben und singen: „Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich doch sehr vermisst...“ Andere Draisinen kommen vorbei, die Leute rufen fröhlich: „Alles Gute!“ Sie winken Lisi zu. „Und bleib, so wie du bist!“, sagt Papa und blinzelt zur Mama, die sich ein winziges Tränchen aus dem Auge wischt.
Das war vor 20 Jahren. Lisi ist nun selber eine Mama und freut sich jeden Sonntag auf die Begegnung mit Jesus in der Sonntagsmesse.
... Und nun, meine Lieben, wisst ihr sicher, was sich unsere Lisi für ihr ganzes Leben vorgenommen hat...
Löst dieses Rätsel und bleibt gesund, das wünscht euch
die Geschichtenschreiber-Zeichnerin, Hannelore
* Falls du es nicht weißt: Eine Draisine ist ein kleiner Wagen, der auf Schienen läuft – und mittels Fahrrädern angetrieben wird. Du musst also fest treten, wenn du deine Freunde oder die Familie befördern willst. Das geschieht nur auf aufgelassenen Eisenbahnstrecken, siehe Foto oben.
Hallo, liebe Rätsellöser-Kids
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Einsendeschluss: 15. Dezember 2021
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