Der Ort, an dem der Himmel die Erde berührt
Mit der Auferstehung Jesu steht und fällt das Christentum.
Die Auferstehung Jesu und damit verbunden die Verheißung, dass alle, die an ihn glauben[1], auferweckt werden, machen die Einzigartigkeit des Christentums aus. Wir dürfen also, um der Wahrheit willen, nicht sagen: Alle Religionen sind gleich. Wir sollen uns allerdings nichts darauf einbilden, dass wir Christen sind, sondern uns bemühen, den christlichen Glauben an andere weiterzugeben.
Um unsere eigene Hoffnung zu stärken und diese auch an andere weitergeben zu können, ist es notwendig, diese Hoffnung zu begründen (nicht zu beweisen, das geht nicht). Eine Begründung unserer Hoffnung ist das leere Grab, dessen Geschichte wir in einem Überblick in der letzten Nummer unserer Zeitschrift veröffentlicht haben.
Die Werke Jesu
Wenn ihr mir nicht glaubt, so glaubt aufgrund der Werke... (vgl. Joh 10,37f). Hier wird die große Bedeutung der Werke, Wunder Jesu aufgezeigt. Wir kennen die Werke Jesu nur aus der Bibel. Aber ein Werk, ein Wunder Jesu, besteht heute noch, es ist in Felsen gehauen, das leere Grab Jesu.
Hier soll nun von Entdeckungen berichtet werden, die Frau Prof. Moropoulou[2] und ihr Team bei den Sanierungsarbeiten an der Aedicula (= Tempelchen) und am Heiligen Grab im Oktober 2016 machten.
Der wundersamste Ort der Welt
Kaiser Konstantin schreibt an Bischof Macarius: „Was die Säulen oder den Marmor anbelangt, so sollst du uns nach einer Untersuchung selbst umgehend schreiben, was du für den größten Wert und Nutzen hältst ..., damit der ‚wundersamste Ort der Welt’ würdig verschönert wird.“ So sollte zur Verkleidung der Wände der Aedicula, der Säulen und des Heiligen Grabes Prokonnesischer (= griechischer Ausdruck für Marmara[3]) Marmor verwendet werden, der besonders kostbar war. Die Material- und Transportkosten waren sicher groß. Kaiser Konstantin musste sich also sicher sein, dass es sich um das Grab Christi handelt, sonst hätte er doch nicht den teuren Marmor verwendet. Man entdeckte 2016 noch Teile dieses Marmors an den Wänden der Aedicula und des Heiligen Grabes.
Wichtige Erkenntnisse
Frau Moropoulou schreibt: „Vorsichtig wurde die Altarplatte zur Seite geschoben. Darunter befand sich Füllmaterial und eine graue Marmorplatte, ein Teil davon war abgebrochen. Eingraviert auf der Platte ein Kreuz aus der Kreuzfahrerzeit. Und unter dieser Marmorplatte wiederum – der Kalksteinfelsen, in den die Grabhöhle geschlagen worden war. Eugenio Alliata, Professor für Archäologie und Franziskanermönch, war in dieser Nacht dabei und hat den Felsen sehen können: ‚Der Felsen war fast völlig unbeschädigt, nur an einer Stelle war eine kleine Kerbe, wahrscheinlich hat da jemand versucht, eine Reliquie herauszubrechen. Aber es war wichtig, zu sehen, dass diese Felsenablage ganz eben war und gerade so groß, dass man einen Menschen darauflegen kann.’“
Die graue Marmorplatte ist durch Mörtel mit der Felsbank verbunden, auf der der Leichnam Jesu ruhte. Der Mörtel wurde genau untersucht, man kann ihn auf die Jahre 135 – 352 n. Chr. datieren. Das Alter könnte auch genauer auf 345 n. Chr. (+-) festgelegt werden.
Zwei Milliarden Menschen
Frau Moropoulou beschreibt ihr Empfinden bei der Öffnung des Grabes Jesu: „Als wir das Grab Jesu geöffnet haben, war das ein Moment, den wir mit Hilfe von National Geografic mit der ganzen Menschheit teilten. Zwei Milliarden Menschen, im Geist miteinander verbunden, knieten mit uns vor dem Grab Jesu. Glauben Sie mir, wir wollten das Grab Jesu öffnen, um einen neuen Mörtel injizieren zu können, der das Grab von Grund auf schützen sollte, Grundfesten, die Spuren aller historischen Epochen aufweisen … aber das was wirklich geschah, als wir das Grab öffneten, war: dass uns diese Öffnungen schützten, uns, und unsere gesamte Arbeit. Es schützte uns vor den herausfordernden Umständen in Jerusalem. Die Herausforderung des Konfliktes von zwei Völkern und drei Religionen wurde in eine Einheit verwandelt. Eine Einheit von unterschiedlichen religiösen Ursprüngen und unterschiedlichen politischen und nationalen Herkünften. Unsere gesamte Arbeit wurde eine ökumenische Basis für Hoffnung.“ [4]
Eine schwierige Aufgabe
„Diese beiden Platten hier zu entfernen, war eine sehr schwierige Intervention, denn die Wahrscheinlichkeit, zu scheitern, war sehr groß. Denn die Platte besteht aus zwei Teilen. Aber wir scheiterten nicht. Es gelang uns, das Grab zu öffnen und unter der Platte eine zerbrochene Marmorplatte zu finden ... Wir sahen uns die Geometrien näher an und stellten fest, das war von Konstantin dem Großem. Es war die erste Steinplatte, die das Grab um 326 herum schützen sollte, um es den Pilgern zur Verfügung stellen zu können.“ [5]
Die Computer standen still
Noch etwas ereignete sich bei der Öffnung des Grabes. Als Frau Moropoulou und ihre Mitarbeiter(innen) vor dem Felsen standen, auf dem der Leichnam Jesu gelegen hatte, spürte Frau Prof. Moropoulou eine starke energetische Kraft. Sie machte ihr Mitarbeiterteam darauf aufmerksam und warnte sie, ihre Computer auf die Felsbank zu stellen. Manche taten dies trotzdem. Ein Teil der Geräte stand still, manche begannen erst wieder zu Weihnachten zu funktionieren. Ein Zeichen?
Die Ergebnisse der Öffnung des Grabes sind ein Beleg für die Echtheit des leeren Grabes Jesu in Jerusalem, Zeichen der Auferstehung des Herrn. Natürlich gibt es noch andere Zeichen: die Erscheinungen des Auferstandenen und das Zeugnis derer, die aus der Hoffnung auf die Auferstehung gelebt haben und leben, vor allem der Märtyrer. Aber: „Ließe sich ... der Beweis für das leere Grab in jeder Hinsicht stringent führen, dann könnte man die Tatsache der Auferstehung beinahe historisch beweisen.“[6]
Nein, die Auferstehung Jesu können wir mit dem Felsengrab in Jerusalem nicht beweisen; dieses kann jedoch eine starke Stütze für unsere Hoffnung sein. Es ist ein Ort, wo der Himmel die Erde berührt.
P. Benno Mikocki OFM
[1] Wir hoffen, dass allen Menschen guten Willens Auferweckung geschenkt wird
[2] Frau Prof. Moropoulou ist Leiterin der Renovierungsarbeiten in der Grabeskirche
[3] Marmara: Die Insel befindet sich im Marmarameer zwischen Ägäis und Bosporus
[4] Interview aus dem Film „Wer ist Jesus Christus?“
[5] A. a. O.
[6] H. Grass, Ostergeschehen und Osterereignisse