Leid ist enge Tür zur Auferstehung
Er erinnerte bei der Maria Namen-Feier am 12. September im Wiener Stephansdom an Kardinal Franz König, der sich für sein Requiem 2004 den Schluss des "Te Deums" von Anton Bruckner gewünscht hatte, mit dem bezeichnenden Text: "In te Domine speravi non confundar in aeternum - Auf dich Herr habe ich gehofft ich, deshalb werde ich in Ewigkeit nicht zuschanden." Aus dieser Hoffnung und Glaubensgewissheit heraus hätten schon so viele Menschen auch schweres Leid ertragen und angenommen, so der Wiener Erzbischof: "Das Leid ist nicht das letzte, sondern die enge Tür in das ewige Leben. Gott will, dass wir auferstehen."
Zugleich rief der Kardinal zum Mitgefühl mit dem Leid anderer auf. "Nur wer mitfühlen kann, ist wirklich menschlich." Schönborn erinnerte in diesem Zusammenhang etwa an das Leid unzähliger Menschen, meist Frauen, die vom Menschenhandel betroffen sind. "Das spielt sich auch hier unter uns in Österreich ab", zeigte sich der Kardinal entsetzt.
Schönborn erinnerte zudem auch an die jüngste Jahrestagung der Mitglieder des International Catholic Legislators Network (ICLN) in Frascati bei Rom. Die Parlamentarier aus aller Welt hatten dort u.a. das unvorstellbare Leid der Strafgefangenen weltweit thematisiert. In vielen Ländern ohne rechtsstaatliche Systeme müssten Häftlinge unvorstellbares Leid und Elend erdulden, sie seien "in schrecklichen Gefängnissen, die wirklich eine Hölle sind, Misshandlungen und Willkür ausgesetzt", warb der Kardinal um mehr Aufmerksamkeit für diesen untragbaren Zustand.
Missionarischer Aufbruch in der Kirche
Zur Beschränkung der Teilnehmerzahl wurde das Programm der Maria-Namen Feier auch heuer an zwei aufeinanderfolgenden Tagen (Samstag und Sonntag) durchgeführt und auf dem YouTube-Kanal der Erzdiözese Wien live übertragen. Der Wiener Erzbischof stand dem Gottesdienst am Sonntag vor. Am Samstag hatte Erzbischof Franz Lackner die Feier geleitet.
An beiden Tagen hatte Pater Karl Wallner, Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke, zu Beginn der Feier zu einem missionarischen Aufbruch in der Kirche ermutigt. Sein Vortrag stand unter dem Thema "Wozu Kirche". Wallner kritisierte Konservative wie auch Progressive in der Kirche, die sich zu sehr mit sich selbst beschäftigen würden und denen die missionarische Kraft fehle. Vielmehr gehe es darum, "dass wir in der Kirche Jesu Christi für die anderen da sind." Auch Wallner erinnerte an Kardinal König. Dieser habe sich davon überzeugt gezeigt, dass die Kirche mit all ihren Fehlern schön längst verschwunden wäre, wenn sich nur eine menschliche Institution wäre.
Angesichts der Pandemie-Vorsichtsmaßnahmen fand die traditionelle Prozession mit der Fatima-Marienstatue nur innerhalb des Stephansdoms statt. Ein Novum war der eigens für die Festgottesdienste zusammengestellte Chor von Frauen und Männern aller Altersgruppen, die ihre Freude am gemeinsamen liturgischen Singen teilen. Für die musikalische Gesamtleitung war Thomas Dolezal verantwortlich.
Die Maria-Namen-Feier geht ursprünglich aus der Dankesfeier für die Befreiung Wiens von der Türkengefahr 1683 hervor und hat sich in den vergangenen 70 Jahren zu einem Friedensgebet gewandelt, das jährlich begangen wird. Die Maria-Namen-Feier wird von der Rosenkranz-Sühnekreuzzug-Gebetsgemeinschaft (RSK) organisiert.
(adaptierte) Textquelle: www.kathpress.at